„Eine Wolkenfront mit starkem Dauerregen zieht ab dem frühen Morgen von Westen her über das Thüringer Becken“ - So oder ähnlich lauteten die Wettervorhersagen für das Tourwochenende 2007 am Freitag, unglücklicherweise senderübergreifend monoton. Mit Sorgen verfolgten die Organisatoren diese Entwicklung, händeringend wurde nach Alternativen gesucht. Die Jubiläumstour absagen, unmöglich. Auch dieses Jahr hatten sich wieder viele Fahrer von weit außerhalb angekündigt, ein Verschieben musste daher von vorne herein ausgeschlossen werden. „Wir fahren erstmal los und sehen wie weit wir kommen“, so lautete schließlich die Entscheidung. So traf sich also das 5. Jahr infolge eine Gruppe von diesmal 13 Radfahrern und 7 Tourbegleitern auf dem Kauflandparkplatz in Gotha.

Routinemäßig ging es nach einem Gruppenfoto gemütlich auf die ersten Kilometer des Tages. Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt noch absolut super, eine laue Sommernacht, kein Wind, trocken und warm. Der erste Streckenabschnitt auf unserem Weg in die Rhön führte über Waltershausen nach Tabarz. Ohne Hektik und in Gespräche vertieft rollte das Feld diese Kilometer ohne nennenswerte Ereignisse. Kurz vor Tabarz ließ die Helligkeit den Sonnenaufgang erahnen, leider waren schon zu diesem Zeitpunkt die dichten Wolken in den Bergen zu erkennen. Einer der erfahrenen Tourteilnehmer ließ es sich aber auch ohne die Sicht auf die Sonne nicht nehmen, so wie die Jahre zuvor den Morgen lauthals zu verkünden. Die Teilnehmer die es kannten, ignorierten es gekonnt, den ein oder anderen neuen Teilnehmer jedoch stürzte es in Fassungslosigkeit. Vor dem Ortseingang von Tabarz hielt der Trupp zur ersten Pause des Tages. Inzwischen war es hell und das gesamte Ausmaß des vor uns stehenden Wetters war sichtbar. Trotz der Drohgebärden der Wolken nahm der Tross die Auffahrt zum kleinen Inselsberg in Angriff. Wer die Auffahrt kennt, der weiß wie steil das erste Teilstück ist. Abschrecken ließ sich davon jedoch niemand, so dass nach nicht allzulanger Zeit die Gruppe kurz vor dem großen Inselsberg wieder vereint war. Im Höhenrausch vergaß jedoch eine Teilnehmerin wie Bremsen zu bedienen sind. Alleine dieser Punkt ist nicht so schlimm (solange es bergauf geht), gepaart jedoch mit einer Orientierungslosigkeit findet man sich schnell ganz oben auf dem Gipfel wieder, ohne den Rest der Gruppe. Nachdem sie wieder „eingefangen“ wurde, gab es Frühstück. Das Gasthaus am kleinen Inselsberg empfing uns mit belegten Brötchen und heißem Kaffee. Noch während alle aßen, fing es an zu tröpfeln. Die Wolken fingen an, ihr Versprechen einzulösen.

Eine Entscheidung nun musste her: entweder das Risiko, dass es den Rest des Tages durchregnet und wir auf der falschen Seite des Berges durch die Gegend gondeln, oder wieder die richtige Seite zurück ins Tal nehmen und die Tour nicht wie geplant weiterfahren. Für weitere 30min sollte diese Entscheidung jedoch noch vertagt werden, denn ein Teil der Gruppe wollte den Gipfel auch noch erklimmen. Von oben sollte man die Wetterlage noch besser einschätzen können. So stellten sich also 8 Krieger der Herausforderung die letzten Höhenmeter zu überwinden. Damit dieses Unterfangen nicht ganz ohne Anstrengung auskommen muss, wurde nicht die Fahrbahn für Autos genutzt (diese schlängelt sich in langweiligen Serpentinen nach oben), sondern der direkte, ohne Serpentinen auskommende, geteerte Fußweg. Nun haben solche Wege ohne Serpentinen in den Bergen den Ruf äußerst steil zu sein. Nun dieses Gerücht können wir hiermit bestätigen. Es war steil, so steil das einige Krieger trotz guter Fahrtechnik und genug Kraft in den Beinen, die Waffen niederlegen musste, da das Ross die Vorderbeine in die Lüfte streckte. Schließlich aber kamen alle 8 oben an und konnten für das Gruppenfoto posieren. Der Blick ins Tal jedoch versprach nichts gutes, egal in welche Richtung man schaute. Das anfängliche Tröpfeln war inzwischen zu einem richtigen Regenschauer gewachsen. Ins Tal zurück ging es für 2 Fahrer den gleichen Weg, 6 andere probierten einen schmalen und felsigen Weg, der anfangs noch fahrbar später dann aber für Biker und Bike unpassierbar wurde. So kam es das die mühsam erklommenen Höhenmeter teils zu Fuß herabgestiegen wurden. Wieder mit dem Rest der Tourgemeinschaft vereint war ein Teil der Entscheidung getroffen, es ging zurück nach Tabarz. Ob von dort aus der gleiche weg zurück nach Gotha genommen wird, oder die Tour in der Richtung noch weiter ausgebaut wird, sollte unten entschieden werden. Der Weg nach unten trennte die Gruppe wieder, dieses Mal in Straßenkrieger und Waldkämpfer. Die erstgenannten kämpften mit Aquaplaning die Anderen mit Dreck. Zuerst führte der Waldweg noch parallel zur Straße, danach mündete er in einen Forstweg der sich langsam ins Tal schlängelte. Während der, dann sehr gemütlichen, Abfahrt viel an einer Stelle die Downhillstrecke von Tabarz auf. Diese kreuzte den gemächlichen Forstweg und versprach mehr Spaß. Der bloße Anblick dieser Strecke ließ einen der Anwesenden seinen Gleichgewichtssinn verlieren. Nach kurzem Zögern nahmen dann 4 der 6 Waldkrieger die Downhillstrecke, die verbliebenen zwei rollten den Forstweg ins Tal. Für die Downhillgemeinde wurde es zum Highlight des Biketages. Die spannende, teils technische Abfahrt meißelte ein breites Grinsen in das Gesicht jedes Einzelnen. An der Tankstelle außerhalb von Tabarz vereinte sich die gesamte Gruppe wieder. Bei strömendem Regen wurde das weitere Vorgehen beratschlagt. Die Entscheidung hieß: Rückzug. Nach einigem Hin und Her begab sich der Trupp also auf die Heimreise. Die Strecke führte analog zur Anreise über Waltershausen. Da der Regen nachließ, wurde ein kleiner Umweg über den Boxberg eingeschlagen. Durchnässt und teils unterkühlt erreichten wir schließlich den Galbergweg in Gotha, dort liegt die Behausung von Organisator Kay. Der Tourplan sah ursprünglich ein Grillen nahe eines Sees vor, dementsprechend war jede Menge Grillgut vorhanden. Nachdem die Crewfahrzeuge entladen waren, wurde direkt der Grill angeheizt. Dieses Anheizen, wird von Schätzungsweise 50% der Gothaer Bevölkerung zu sehen gewesen sein. Das positive an der Rauchentwicklung war jedoch die Versperrung des Blickes gen Himmel. Denn die Wolkendecke war genauso dicht wie schon in den letzten Stunden. Immer wieder gab es Schauer, so dass der Grillmeister unter erschwerten Bedingungen für die Verköstigung der Tourgemeinde sorgen musste. An seiner Seite standen diejenigen Teilnehmer welche zwischen „trocken von oben“ und „nass von oben“ nicht mehr unterscheiden konnten. Der Plan für den Rest der Tour lautete nun wie folgt: kleine Ausfahrten von der trockenen Unterkunft aus und Vereinsgründung.

Nach dem ausgedehnten Mittagessen verließen uns dann die ersten Teilnehmer. Einige von ihnen hatten noch lange Heimwege vor sich, die sie nun einiges früher als erwartet antreten konnten. Inzwischen blinzelte zwischen den Wolken vereinzelt die Sonne hervor. Diese verleitete einen Teil der restlichen Gruppe zu einer Runde über den Krahnberg. Die Sonne von oben täuschte allerdings nicht über die Beschaffenheit der Waldwege hinweg. Wieder zurück in der Basis wurden die interessanten Dreckmuster auf den Rücken der Künstler miteinander verglichen. Spaß hat es trotzdem gemacht. Nur kurz nach der ersten Ausfahrt folgte daher gleich die Zweite. Wieder ging es für 6 Fahrer über den Krahnberg. So kam es wie es kommen musste, durch eine übergroße Klappe eines Fahrers, wurde ein quer liegender Baum für kurze Flugversuche missbraucht. Die Rampe war kurz, steil und ausgewaschen. Der erste Springer konnte diese miesen Bedingungen gerade noch so ausbalancieren. Der Tanz auf dem Vorderrad nach der Landung war Spitzenklasse. Der zweite Springer ging nach dem Absprung direkt in die Kür eines gekonnten Falls über. Mit dem Muster, des durch den Fall aufgelesenen Drecks, gewann der Künstler das Finale in der Kategorie: „Kreative Dreckverteilung auf der Kleidung nach einer Krahnbergrunde“.

Zurück im Lager ging es zum nächsten Punkt auf dem Plan, der Gründungsversammlung des Vereines RST Gotha e.V.. Nach einer langen Phase der Vorbereitung war dies der letzte Schritt auf dem Weg zum eingetragenen Verein. Nachdem die Satzung erklärt, wichtige Wahlen abgeschlossen und letzte Fragen diskutiert waren, konnten die 9 Gründungsmitglieder unterschreiben. 18:55 Uhr war es dann amtlich, der gewählte Vorstand wurde beauftragt den RST Gotha e.V. zur Eintragung in das Vereinsregister anzumelden. Ein erstes Vereinsfoto schloss diese aufwendige Prozedur ab.

Nachdem diese erste Versammlung offiziell beendet war, verließen uns weitere Teilnehmer. In dem nun verbliebenen Kreise wurde der Verein gefeiert und viel über die Zukunftspläne rund um diesen Verein diskutiert. So verging der restliche Abend allmählich und der Trupp verzog sich mit der ankommenden Abendkühle ins Haus. Hier wurden die Fotos des Tages ausgewertet und pünktlich um Mitternacht auf das Geburtstagskind angestoßen. Die Auswertung der Fotos strapazierte ein letztes Mal, an diesem Tag und zu dieser kuriosen Tour, die Muskeln. Dem Einen oder Anderen liefen dabei auch Tränen über die Wangen, kein Wunder, bei solch lustiger Motive. Einige dieser Bilder werden aus Sicherheitsgründen daher auch in Zukunft unter Verschluss bleiben. Die Tour wurde dann gegen 01:00 Uhr für beendet erklärt. Die Gruppe rund um das Geburtstagskind fuhr noch einige Kilometer in das Heimatdorf, die Anderen, setzten sich wie die Jahre zuvor, zu Fuß oder mit dem Auto in Richtung Bett in Bewegung.

Zusammenfassend kann man wohl festhalten, dass diese Tour alles andere als normal war, aber alle Teilnehmer haben das Beste daraus gemacht. Und so war es wohl auch trotz des ein oder anderen Zweifels die richtige Entscheidung die Tourroute nicht fortzusetzen. Denn zu den doch immerhin ca. 70km gesellte sich die Geburt eines Vereines, mit dessen Hilfe die nächsten Touren hoffentlich noch interessanter und größer ausfallen können.

Wer nun Lust bekommen hat bei der 24h Tour 2008 oder einer kleineren Tour unserer lustigen Truppe dabei zu sein, sollte sich auf der Vereinsseite (www.rst-gotha.de) weiter informieren, oder Kontakt zu uns aufnehmen.


Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle beim Autohaus Gotha, welches einen Klein-
transporter für unsere Begleitcrew zur Verfügung stellte!

 
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31.07./01.08.2010
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